Frodo auf der Suche nach dem Schicksalsberg oder: Die Schafe sind los! – Geschichten aus 30 Jahren Hamburger Umweltzentrum
Von Gabriela Krümmel, ANU Umweltpädagogin und Ansprechpartnerin der AG Tiere auf Gut Karlshöhe, aus dem Jahr 2003
Dass die netten vierbeinigen Wollspender auf der Karlshöhe neugierig sind, ist sicher allen Lesern hinreichend bekannt; dass aber zwei Karlshöher Schafe – namentlich Maxi und sein Neffe Frodo – derart unternehmungslustig sind, wussten viele noch nicht: War die Tür zum Gatter nicht ganz geschlossen oder hatten „wilde Kerle“ dieses absichtlich geöffnet? Die beiden Schafböcke werden es uns nicht erzählen können. Auf jeden Fall nutzten sie am 3. November 2003 die Gunst der Stunde, um die Welt hinter dem Zaun, insbesondere die Straße Karlshöhe mal genauer unter ihre Klauen zu nehmen …
… um 23.00 Uhr, man bereitete sich gerade auf die Nacht vor, erging der Hilferuf: Die Schafe sind los! Auf der Straße spazierend, waren sie schon von einer netten Dame zurückgetrieben worden (Danke!!!). Also nichts wie in die Klamotten. Von zwei Seiten eilten die Schäferinnen herbei, um ihre Schäfchen wieder einzufangen. Schon von weitem leuchtete uns das Martinshorn des Polizeiautos entgegen. Die netten jungen Kollegen hatten die Tiere schon umzingelt und waren gerade dabei, diese zu verhaften???
Auf jeden Fall waren sie deutlich erleichtert, die Verantwortung nun abzugeben und konnten ihren ungewöhnlichen Einsatz beenden. Die beiden Ausreißer Maxi und Frodo mussten „nur noch“ zurück auf die Weide gebracht werden. Leichter gesagt als getan: Maxi ließ sich geduldig abführen – nicht so Frodo, das Lamm vom März 2003. In bester Bock-Manier wagte er kleine Sprünge in die Höhe, versuchte verschiedene Ausfallschritte, um wieder zurück auf die Straße zu gelangen. Das verausgabte den kleinen Kerl so stark, dass seine Beine plötzlich nachgaben, und er eine Pause auf allen Vieren einlegen musste. Mit gutem Zureden war es nicht getan: Eine Schubkarre musste her!
Die eine Schäferin eilte zur Scheune, um diese zu holen, die andere musste sich auf das Schaf setzen, um es am Boden zu halten – mit dem allerbesten Mantel bekleidet! Frodo fand sehr schnell zu seiner guten Form zurück und versuchte mit allen Tricks einen weiteren Ausfall. Erst sanfte Beruhigungen in sein Ohr geflüstert halfen, die Wartezeit zu verkürzen. Gut, dass zu dieser späten Stunde niemand mehr vorbei kam – man hätte sich sonst sehr gewundert.
Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, den Ausreißer zu mitternächtlicher Stunde wieder dingfest zu machen und in eine Schubkarre zu verfrachten. Danach strichen Frodo und sein Onkel Maxi unruhig am Zaun ihrer Weide entlang. Schade für sie: Das große Schloss verhinderte einen weiteren Ausflug in die große weite Welt!